„Müssen Jugendarbeit nach der Pandemie mit viel Herzblut wieder aufbauen“
Die Beratungsangebote für Jugendliche haben besonders unter den Beschränkungen der Corona-Pandemie gelitten. Das spüren auch die Mitarbeiter der Diakonie vom Projekt „Treffpunkt Kids“ immer noch deutlich. „Die Jugendarbeit ist regelrecht abgerissen und muss nun mit viel Herzblut wieder aufgebaut werden“, beschreibt Simone Greiten die Situation nach zwei Corona-Jahren. Um Lehren aus der Zeit für junge Menschen und Familien zu ziehen, war Albert Stegemann nun bei der Diakonie Emsland–Bentheim in Lingen zu Gast.
Um Kindern und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien zu helfen, hat das Diakonische Werk unter anderen das Projekt „Treffpunkt Kids“ gestartet. „Wenn die Eltern süchtig sind, leiden die Kinder ganz besonders. Mit dem Treffpunkt Kids bieten wir diesen Kindern einen Zufluchtsort und die Möglichkeit zum Austausch über ihre Sorgen, Nöte und Bedürfnisse. Das ist in vielen suchtbelasteten Familien nicht ohne weiteres möglich“, erklärt Dorothea Währisch-Purz als Geschäftsführerin vom Diakonischen Werk Emsland-Bentheim das Projekt. Beim Treffpunkt Kids stehen die Kinder im Mittelpunkt, deren Eltern an einer Suchtkrankheit leiden.
„Die Kinder können am Wenigsten dafür, wenn ihre Eltern abhängig sind“, findet Stegemann. „Deutschlandweit hat fast jedes siebte Kind suchtkranke Eltern. Wir im Emsland und in der Grafschaft liegen etwas unter dem Schnitt. Dennoch gibt es auch bei uns von Sucht betroffene Kinder. Deshalb finde ich es gut, dass ihnen hier geholfen wird. Ich unterstütze das Projekt aus voller Überzeugung!“
Simon Greiten führt neueste Statistiken auf, nach denen die Corona-Pandemie einen erheblichen Einfluss auf das Suchtverhalten gehabt habe. Zwar sei der Konsum an Alkohol und Nikotin einigermaßen stabil, der Konsum von Amphetaminen und Cannabis nehme jedoch zu, weil sich Menschen isoliert fühlten und nur eingeschränkte soziale Kontakte hatten. Umso wichtiger seien laut Stegemann Programme zur Begrenzung dieser negativen Folgen.
Besonders einschneidend war für die Beratungsstelle, dass der Kontakt mit Betroffenen in den letzten beiden Jahren erheblich erschwert wurde. „Viele Projekte mussten in der Corona-Pandemie enden, weil etwa die Arbeit der Streetworker auf den direkten Kontakt auf der Straße angewiesen ist. Zum Wohl der Betroffenen müssen künftig solche Projekte weiterlaufen. Ansonsten spüren wir schon bald die negativen Auswirkungen.“ Dorothea Währisch- Purz und Simone Greiten gaben dem Abgeordneten eine Bitte für die weitere Arbeit mit auf den Weg: „Politik darf nicht über die Köpfe der Kinder hinweg regieren. Bitte haben Sie die jungen Menschen im Blick.“
Hintergrund: Der örtliche Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann führte eine Themenwoche mit dem Titel „Jugend und Familie nach Corona“ durch. In dieser Themenwoche ging es um Langzeitauswirkungen der Pandemie. Stegemann führte dazu verschiedene Gespräche mit Schulen, Kitas, Suchtberatungsstellen, therapeutischen Einrichtungen, Vereinen und weiterem Ehrenamt und jungen Familien, um zuzuhören, wie es den Menschen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim nach fast drei Jahren Pandemie geht.