Die Zahl der Organspender ist Anfang 2022 in Deutschland massiv eingebrochen. Zum Tag der Organspende zeigt die Bilanz ein Minus von 29 %. Darauf weist der Verein Organtransplantierte Ostfriesland e.V. hin. Schirmherrin Gitta Connemann MdB und Vorsitzende Barbara Backer warnen: "Diese Entwicklung muss endlich alle wachrütteln." Connemann macht deutlich: "Jedes Organ zählt. Dieser erneute Rückgang ist ein Drama für die rund 8.500 Patienten auf den Wartelisten." Backer schlägt Alarm: "Wir haben Angst. 12 Jahre Wartezeit auf eine Niere - das ist nicht mehr auszuhalten! Wo soll unsere Reise noch hin gehen?"
Bildunterschrift: Gitta Connemann und Barbara Backer Seit 1983 gibt es in Deutschland den "Tag der Organspende". Mit diesem Aktionstag soll an Organspender gedacht und ihnen gedankt werden. Und es geht um Aufklärung. Backer macht deutlich: "Der Tag der Organspende ist ein guter Anlass, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich würde mir wünschen, dass in den Familien über die Wünsche und Vorstellungen gesprochen wird, die jeder für seinen Körper hat, sollte der Fall der Fälle eintreten und eine Organspende im Raum stehen. Denn oft sind Minuten oder wenige Stunden entscheidend"
Gitta Connemann begleitet den Verein seit seiner Gründung. Für die Heselerin ist es ein Herzensthema. Einer ihrer Mitarbeiter war selbst auf eine Organspende angewiesen. Er starb, weil das rettende Organ nicht schnell genug gefunden werden konnte. Auch deshalb hatte Connemann im Deutschen Bundestag für die sogenannte Widerspruchslösung gekämpft. Danach wäre jeder Mensch, der an einem Hirntod stirbt, automatisch Organspender geworden, es sei denn, er hätte zu Lebzeiten widersprochen. Die Mehrheit des Deutschen Bundestages entschied sich dagegen.
Backer und Connemann ziehen deshalb am Tag der Organspende eine bittere Bilanz. "Die Situation ist desaströs. Es hat sich nichts geändert. Im Gegenteil. Die Anzahl an Spenden ist erneut zurückgegangen. In Kliniken fehlen Kapazitäten. Und in den Familien wird das Thema leider zu häufig ausgeblendet. Aber es geht nicht nur um Sterben und Tod, sondern um Nächstenliebe. Denn jede Organspende rettet Leben. Und es geht darum, seine Angehörigen zu entlasten."
Ein gutes Beispiel für Connemann ist die Schweiz. "In der Schweiz wurde jetzt gehandelt. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger haben sich für die Widerspruchslösung entschieden. So ist es auch in zahlreichen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Österreich und Spanien. Wann ist Deutschland endlich so weit?"
Barbara Backer bittet, sich breit zu informieren: "Bei Patientenverfügungen werden häufig automatische Vordrucke verschickt und benutzt. Diese bringen aber nichts, wenn man sich nicht informiert. So enthalten die Vordrucke oft bedenkliche Inhalte. Zum Beispiel, dass Sauerstoff oder Intensivmedizin abgelehnt wird, die Organspende überhaupt nicht besprochen wird oder auf den Wunsch der Organspende nicht eingegangen wird. Bei dem Wunsch nach Organspende und eingetretenem Hirntod, darf der Sauerstoff nicht abgestellt werden. Es wäre eine Katastrophe für mögliche Organspender. Ich bitte darum: Jeder, der eine Patientenverfügung erhält, muss sich mit Medizinern unterhalten."
Connemann appelliert in diesem Zusammenhang: "Das Motto des Tags der Organspende lautet "Entscheide dich" - für die Organspende."