Nicht erst seit den Ergebnissen der Europawahl ist klar, dass Klimaschutz nicht nur ein Rand-thema ist, das einige engagierte Schüler weltweit freitags zum Demonstrieren bewegt. Breite Schichten unserer Gesellschaft räumen dem Klimaschutz hohe Priorität ein.
Mitglieder der Senioren Union Haren (Ems) vor der Firma AgroWea Auch die Mitglieder der Harener Senioren Union Haren hatten daher schon vor längerer Zeit geplant, sich einmal intensiv mit den erneuerbaren Energien als eine der Schlüsseltechnologien zur Erreichung der Klimaziele zu informieren. Ein Besuch bei der Firma AgroWea, als einem der führenden emsländischen Unternehmen auf dem Gebiet der Erzeugung von Strom aus Windkraft und fester Biomasse, sollte die erneuerbaren Energien erfahrbar machen.
Geschäftsführer Hermann Fehrmann führte die Gäste zunächst durch das Strohheizkraftwerk (BEKW) in Emlichheim, wo von der Strohanlieferung bis hin zur Stromgewinnung mittels Turbine ein Bild von der Bioenergieproduktion vermittelt wurde. Dabei wurden alle Fragen praxisnah beantwortet. Dass bei den Bauarbeiten auch deutsche und regionale Firmen tätig waren, machte die Bedeutung der erneuerbaren Energien auch als Jobmotor für die Region deutlich. Das BEKW habe durch zwei große Vorteile überzeugt. Erstens steht die Nutzung des Reststoffs Stroh als Energieträger nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Und zweitens werde bei der Verbrennung von Stroh nur so viel CO₂ freisetzt, wie zuvor durch Photosynthese der Pflanzen gebunden wurde, so dass der Verbrennungsprozess CO₂-neutral sei.
Zusätzlich wurde deutlich, dass im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien, die Bioener-gie nahezu jeden Anwendungsbereich fossiler Energieträger erschließen kann. Denn anders als die fluktuierende Wind- und Sonnenenergie bietet sie die Möglichkeit, ein konstantes Energieangebot bereitzustellen und somit eine kalkulierbare und verlässliche Versorgungssicherheit aus erneuerbaren Energien in Ergänzung zu gewährleisten.Während einer Begehung der Anlage erläuterte Fehrmann die turnusmäßige Wartung und jährliche Revision ebenso wie die Funktion der zahlreichen Ventile, Schieber und Rohre.
Im Anschluss an die Exkursion folgten die interessierten Senioren der Einladung der AgroWea nach Twist, wo Christoph Pieper die interdisziplinären Anforderungen zum Gelingen der Energiewende am Beispiel innovativer Windparkplanung mit Speicherfeldern zur Verstetigung von Überschussstrom und anschließender Sektorenkopplung verdeutlichte. Auf die Frage nach weiteren Ausbaumöglichkeiten erläuterte Christoph Pieper, dass diese sich „grundsätzlich nach dem Regionalen Raumordnungsplan (RROP) richten, in dem Gebiete für die Windenergiegewinnung ausgewiesen werden“. Aber auch der Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden, wie dem NABU, messe man eine hohe Bedeutung bei, um bei Projekten einen für alle Parteien tragfähigen Kompromiss zu finden. Für die Zukunft wünsche man sich, „dass die Naturschutzverbände in ihrer zweifelsfrei berechtigten Arbeit die Verhältnismäßigkeit ihrer Forderungen im Hinblick auf eine rasche Umsetzung der Energiewende stärker berücksichtigen würden“, so Pieper. Denn letztlich sei der Bau eines Windparks, wie jede menschliche Unternehmung, ohne einen Eingriff in die Umwelt nicht zu realisieren.
Zur Entwicklung einer regionalen Eigenenergieversorgung aus erneuerbaren Energien fördere die EU vor allem die Zusammenarbeit europäischer Regionen zur Etablierung gemeinsamer „energy communities“ auf Niederspannungsebene. Hier sei neben der Stadt Haren (Ems) auch AgroWea ein Partner im Projekt „SEREH“ (Smart Energy Region Emmen Haren). Dessen Ziel sei es, den geplanten Windpark Fehndorf-Lindloh als Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Verstetigung von Windenergie durch Speichertechnologien und die Produktion von Wasserstoff als erneuerbarem Kraftstoff zu etablieren. Auf Nachfrage erfuhren die Teilnehmer, dass auch Bürger die Möglichkeit haben, sich an künftigen Windenergieprojekten in Bürgerwindparks zu beteiligen. Der Vorsitzende der Senioren Union, Willi-Bernhard Albers, dankte den Gastgebern für die interessanten Vorträge und würdigte die Arbeit der Firma AgroWea. „Hier wird Zukunftsarbeit im Emsland geleistet, die wir für unsere Kinder und Enkelkinder unternehmen müssen.“