Connemann glücklich und sprachlos
Lenzen macht es indes nach eigenen Worten überhaupt nichts aus, dass sie persönlich keine Chance hatte, in den Bundestag einzuziehen. „Sind wir doch ehrlich: Wer schlägt Gitta Connemann?“, sagt Lenzen, die sich vielmehr über das bundesweite Ergebnis der Linken freut.
Nicht auf Anhieb gedacht hätte Gitta Connemann, dass die Christdemokraten in Papenburg die 50-Prozent-Marke deutlich knacken würden. Damit sieht die Ostfriesin, die den Wahlkreis 25 (Unterems) als Nachfolgerin des Papenburgers Rudolf Seiters seit 2002 im Bundestag vertritt, die Arbeit der Verbände belohnt. „Sie haben bis gestern Nachmittag eisern gekämpft“, sagt Connemann.
Kurz nach den ersten Hochrechnungen wird auf der Leinwand im Mariko schon das Endergebnis aus Jemgum eingeblendet. Die kleine Gemeinde im Landkreis Leer ist beim Auszählen der Stimmen unter den 351 Wahllokalen die schnellste. Und siehe da: Erster Spitzenreiter ist nicht Connemann, sondern ihr Herausforderer von der SPD, Markus Paschke. Er liegt mit 48,8 Prozent vor Connemann (43,3). Aber das Bild ändert sich schnell. Und doch meint Peter Behrens, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Papenburg-Aschendorf, im Hinblick auf das bisherige Abschneiden von Paschke: „Das sieht doch gut aus, zumindest für den Kreis Leer.“ Auf Bundesebene hätte er sich natürlich ein besseres Ergebnis gewünscht.
Dass die Liberalen den Sprung in den Bundestag wohl verpassen, darüber ist Behrens froh. SPD-Landtagsfraktionschefin Johanne Modder aus Bunde teilt das Frohlocken über das Desaster der Liberalen jedoch nicht. „Die FDP hat keine Schadenfreude verdient“, meint Modder. Über den langjährigen liberalen Bundestagsabgeordneten Hans-Michael Goldmann aus Aschendorf sagt sie: „Er ist ein guter Mann. Leider in der falschen Partei.“ Deftig Mut spricht den verbliebenen Anhängern der Liberalen der Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Leer, Carl Friedrich Brüggemann, zu: „Das ist noch keine Beerdigung. Höchstens Intensivstation.“
Als Paschke eintrifft, bahnt er sich mit einem dicken Rucksack den Weg in den Konferenzsaal. „Das sieht bis jetzt doch ganz gut aus“, bewertet er sein bisheriges Abschneiden.
Connemann erfährt nach der ersten Gratulationscours im Mariko am Telefon, dass selbst die bisher nicht als CDU-Stammland geltende Insel Borkum mehrheitlich „schwarz“ gewählt hat. Da entfährt ihr ein Freudenschrei.
Als sich ab 20.30 Uhr der Saal leert, taucht Einzelbewerber Ralf Lükensmeier auf. Er zeigt sich weitgehend zufrieden. „Dass ich Gitta Connemann nicht im ersten Anlauf schlagen würde, war klar“, witzelt Lükensmeier. Aber mit fast 600 Stimmen (0,4 Prozent) habe er immerhin mehr als das Doppelte eingefahren als die Ökologisch-Demokratische Partei, in der er zuvor Mitglied war.